Das Beste aus der Natur für die Kleinsten

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Wer sein Kind konsequent mit Bio- oder Demeter-Produkten verwöhnen will, entscheidet sich meist für Holle. Wie das Unternehmen zum Ziegenmilch-Trendsetter wurde, ob auch Kinder auf pflanzliche Milch-Alternativen stehen und was in Sachen Milchnahrung als Nächstes kommt, verrät Geschäftsführer Udo Fischer im Interview.

«Babynahrung in höchster Qualität»

  • Herr Fischer, der Hauptsitz der Holle baby food AG befindet sich in Riehen, rund ein Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Wie schweizerisch oder deutsch ist das Unternehmen?

    Holle wurde vor fast 90 Jahren im schweizerischen Arlesheim gegründet. Nebst dem Hauptsitz in Riehen haben wir heute auch Firmensitze in Lörrach und Teningen. Das Unternehmen ist also sowohl schweizerisch als auch deutsch geprägt.

  • In der Schweiz denken viele, Holle sei ein deutsches Unternehmen. Gab oder gibt es Bestrebungen, die Swissness stärker zu betonen?

    Wir sind stolz auf unsere Schweizer Wurzeln, und unser Heimatmarkt ist klar die Schweiz. Hier ist Holle im Detailhandel bei Migros und Coop wie auch im Fachhandel erhältlich. Das ist in den anderen Ländern nicht der Fall. Mit unserem Schweizer Kreuz im Slogan «biodynamisch seit 1934» heben wir unsere Schweizer Herkunft und die Swissness bewusst hervor.

  • Holle ist in über 50 Ländern vertreten. Stellen Sie bei der Nachfrage länderspezifische Eigenheiten fest?

    Unterschiedlich sind vor allem die gesetzlichen Richtlinien zur Zusammensetzung der Milchnahrung. Aber es gibt schon auch spezifische Geschmacksvorlieben. Als Beispiel kann hier die A2-Milchnahrung genannt werden. Diese ist in Regionen wie Australien und Asien schon länger ein fester Bestandteil im Milchnahrungssortiment. In Europa ist die A2-Milchnahrung noch relativ unbekannt und daher auch nicht stark nachgefragt.

  • In welchen Ländern ist die Schweizer Herkunft ein besonders starkes Verkaufsargument?

    Die Schweizer Herkunft steht auf der ganzen Welt für hohe Qualität und ist deshalb überall ein verkaufsfördernder Faktor. Besonders ausgeprägt im asiatischen und amerikanischen Markt.

  • Holle produzierte schon konsequent in Bio-Qualität, als das noch kaum jemanden interessierte. War das wirtschaftlich gesehen nicht übertrieben?

    Das kann man durchaus so sehen. Aber das Anliegen von Holle war schon immer, Baby- und Kleinkindnahrung in höchster Qualität anbieten zu können. Mit Nachhaltigkeit als tragender Säule. Daher stellen wir uns nicht die Frage, ob das wirtschaftlich übertrieben war.

  • Bereits seit 2001 führt Holle Milchnahrung aus Ziegenmilch im Sortiment. Wurde man da bewusst oder eher zufällig zum Trendsetter?

    Wir haben uns damals gefragt, welche Möglichkeiten es gibt, wenn Eltern keine kuhmilchbasierte Milchnahrung füttern möchten. Als natürliche Alternative bietet sich hier Ziegenmilch an, da sie besonders verträglich ist und eine lange Tradition zur Ernährung von Kindern hat. Dass die Ziegenmilch 20 Jahre später als «trendy» gilt, war nicht vorauszusehen.

  • Ziegenmilch ist besonders bekömmlich. Enthält sie auch mehr Folsäure als Kuhmilch?

    Von Natur aus hat Kuhmilch einen leicht höheren Gehalt an Folsäure als Ziegenmilch. Aber der Wert ist auch abhängig von der Qualität der Milch und ihrer Verarbeitung. Da Folsäure sehr wichtig für die Entwicklung von Babys ist, gibt es eine gesetzliche Vorgabe, wie viel Folsäure der Milchnahrung zugesetzt werden muss. Die besondere Bekömmlichkeit der Ziegenmilchnahrung erklärt sich übrigens durch die besondere Proteinzusammensetzung der Ziegenmilch.

  • Die Ziegenmilch in den Holle-Produkten stammt hauptsächlich von Demeter-Höfen aus dem Schwarzwald und dem Sauerland. Wie sieht es mit Schweizer Ziegenmilch aus?

    Für die Produktion von Ziegenmilchnahrung benötigt man eine relevante Menge Demeter-Ziegenmilch – rund 50'000 Liter pro Woche. Diese Menge war und ist bisher in der Schweiz nicht zu beschaffen. Das liegt auch daran, dass die Schweizer Demeter-Ziegenmilch zu einem grossen Teil zur Käseherstellung verwendet wird. Ein zusätzliches Anliegen für die Wahl unserer Ziegenhöfe sind möglichst kurze Wege zu unserem Milchtrocknungswerk in Teningen im Schwarzwald. Bereits seit 2012 unterstützen wir auch die dortige Ziegenmilch-Offensive. Mittlerweile konnten im Schwarzwald 16 und im Sauerland 13 Ziegenhöfe auf biodynamische Landwirtschaft umgestellt werden, wodurch wir unsere Ziegenmilchnahrung seit Kurzem in Demeter-Qualität anbieten können. Unser Bedarf an biodynamischer Ziegenmilch wird wohl weiter zunehmen, und entsprechend interessiert sind wir an neuen Partnerbetrieben – gerne auch aus der Schweiz.

  • Sind pflanzliche Milch-Alternativen auch bei der Babynahrung auf dem Vormarsch?

    Man kann definitiv sagen, dass die pflanzlichen Milch-Alternativen ein Trend sind. Allerdings handelt es sich hierbei um ein Getränk und nicht um eine Säuglingsmilchnahrung. Flüssige Pflanzendrinks sind nicht für die Ernährung von Säuglingen geeignet, da ihre Nährstoffzusammensetzung den Bedarf eines Säuglings in keiner Weise decken kann.

    Im Gegensatz zu den Pflanzendrinks sind in den USA bereits Säuglingsmilchnahrungen auf pflanzlicher Basis in Pulverform auf dem Markt. Sie enthalten neben pflanzlichen Proteinen auch eine Fettkomponente, Vitamine und Mineralstoffe und sind damit vergleichbar mit den tierischen Säuglingsmilchnahrungen.

  • Wie beurteilen Sie das Potenzial, und was macht Holle in diesem Bereich?

    Wir werden den Markt für pflanzenbasierte Milchnahrungen sicher weiter genau beobachten, aber können zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Prognose abgeben, da diese Produkte noch nicht in der EU und der Schweiz zugelassen sind. Hierzu wird aktuell viel geforscht, aber die Datenlage reicht noch nicht aus, um eindeutige Empfehlungen abzuleiten.

    Im Bereich der Pflanzendrinks für Kleinkinder ab einem Jahr haben wir neu einen Haferdrink in Demeter-Qualität im Sortiment. Wir sind gespannt, wie gut er ankommt, und werden auf dieser Basis weitere Entscheidungen treffen. Wie bereits erwähnt, ist die flüssige Hafermilch aber nicht mit den pflanzenbasierten Anfangs- und Folgemilchnahrungen zu vergleichen.

  • Wie unterstützt Holle die Eltern bei der Wahl der richtigen Babynahrung?

    Holle steht Eltern als kompetenter Ratgeber ganz vielfältig zur Seite. Zum einen haben wir die kostenlose Ernährungsberatung per Hotline, die in über 50 Ländern angeboten wird. Unser fachlich ausgebildetes Personal mit ernährungswissenschaftlichem Hintergrund beantwortet alle Fragen rund um unsere Produkte sowie zu allen Phasen der kindlichen Ernährung.

    Ein weiterer wichtiger Beratungspunkt sind die Mütter- und Väterberatungen in der Schweiz. Unsere Holle-Aussendienstmitarbeiter:innen unterstützen die Beratungsstellen rund um Fragen zur Baby- und Kleinkindernährung. Sie beraten über Produktneuheiten, geben Ernährungsempfehlungen und stehen hier in einem konstruktiven Dialog. Zudem gibt es zahlreiche informative Broschüren zu den einzelnen Babykost-Sortimenten, die viele Fragen der Eltern aufnehmen und klären.

Udo Fischer, Geschäftsführer von Holle

Udo Fischer, Geschäftsführer Holle babyfood AG

  • Wie stellt Holle sicher, dass die Produkte den Bedürfnissen von Babys und Kleinkindern entsprechen?

    Holle hat Ernährungswissenschaftlerinnen im Team, die sich sehr gut mit der Milchnahrung auskennen, regelmässig Fortbildungen besuchen und an Kongressen teilnehmen, um so immer im Bilde zu sein, wenn sich neue wissenschaftliche Erkenntnisse ergeben, die relevant sind. Ebenso ist Holle in verschiedenen Verbänden wie z. B. SINA (Swiss Infant Nutrition Association) engagiert, um schnell professionell informiert zu sein.

«Wir sind besonders stolz, dass wir bereits seit 1934 biodynamisch arbeiten und als Demeter-Pionier gelten.»
  • Holle ist in vielerlei Hinsicht einzigartig. Auf welche Alleinstellungsmerkmale sind Sie besonders stolz?

    Wir sind besonders stolz, dass wir bereits seit 1934 biodynamisch arbeiten und als Demeter-Pionier gelten. Holle war 1951 eines der ersten Partnerunternehmen, als sich der Demeter-Verband in Deutschland gründete. Damit wird deutlich, dass wir seit jeher nachhaltig arbeiten und dies tief in unserer Unternehmensphilosophie verankert ist. Ausserdem sind wir stolz, nach wie vor ein familiengeführtes Unternehmen zu sein.

  • Besser als Bio: Was sind für Sie die überzeugendsten Argumente für das Demeter-Label?

    Demeter ist das älteste und strengste Ökolabel der Welt und praktiziert schon seit 1924, was heute als nachhaltiger Trend gefeiert wird: biodynamisches Wirtschaften im Hofkreislauf, wo ein Schritt sinnvoll in den anderen greift – ohne Ausbeutung von Tier, Boden und Umwelt. Demeter hat zudem die strengsten Auflagen für artgerechte Tierhaltung, die weit über jene von EU-Bio hinausgehen. Ein weiterer wichtiger Pluspunkt bei der biodynamischen Landwirtschaft ist, dass sich im Durchschnitt ein Drittel mehr Arten nachweisen lassen im Vergleich zu den konventionell bewirtschafteten Flächen. Ausserdem wird biodynamisch bearbeitetem Boden Biomasse zugefügt, welche den Humusaufbau fördert. Eine dicke Humusschicht wiederum hält den Boden gesünder, Nährstoffe und Wasser können besser gespeichert werden. Dadurch kann dieser Boden mehr Treibhausgase binden – ein wichtiger Faktor fürs Klima.

  • Welches sind die grössten Herausforderungen, um in Demeter-Qualität produzieren zu können?

    Eine grosse Herausforderung ist die Verfügbarkeit der Rohwaren. Auch, weil die Erträge durch den Fokus auf Qualität statt Quantität niedriger sind als in der konventionellen Landwirtschaft. Eine weitere Herausforderung ist, dass längst nicht alle Verarbeitungsverfahren Demeter-konform sind.

  • In welche Richtung wird sich die Babynahrung in den nächsten zehn Jahren entwickeln?

    Bei den mit tierischer Milch hergestellten Milchnahrungen wird sich nicht viel verändern, ausser es gäbe hier neue wissenschaftliche Erkenntnisse. Muttermilch gilt als Vorbild bei der Rezepturentwicklung. Die rechtlichen Vorgaben hinsichtlich der Zusammensetzung richten sich an das Nährwertprofil von Muttermilch. Deshalb werden Trends bei Säuglingsmilchnahrung nicht aufgegriffen. Man wird immer versuchen, der Muttermilch noch näher zu kommen. Perfekt, in ihrer ganzen Komplexität, wird das wohl nie gelingen. Pflanzenbasierte Säuglingsmilchnahrungen können eine neue Alternative darstellen, sofern diese von der EU und der Schweiz als gleichwertig akzeptiert und gesetzlich zugelassen werden.

    In den anderen Kategorien wie Beikost und Snacks spielen Trends natürlich eine Rolle. Hier erwarten wir, dass es weiterhin in Richtung pflanzenbasierte Ernährung geht. Daher werden sicher vermehrt vegetarische und vegane Produkte auf den Markt kommen. Nachhaltige Verpackungslösungen werden sicher auch weiter fokussiert. Wir werden die Konsumentenwünsche sicher im Auge behalten, aber für uns stehen vor allem der gesetzliche Rahmen für die Baby- und Kleinkindnahrung und vor allem sichere und gesunde Produkte im Fokus.

  • Wie wird sich Holle verändern, und was wird bleiben?

    Wir werden auch in Zukunft hochwertige Baby- und Kleinkindnahrung in biologischer und biodynamischer Qualität anbieten. Dazu kommen bestimmt noch vermehrte Bestrebungen, um Verpackungen und Produktionsprozesse im Hinblick auf den CO2-Fussabdruck weiter zu verbessern. Sicherlich werden auch neue Produkte hinzukommen. Und vielleicht auch neue Märkte. Wir werden sehen.

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