Die Gurke im Wurstregal
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Der Greenhorn-Report: Als der Auftrag in die Mailbox geflattert kam, wähnte ich mich schon im Krimi. Auf jeden Fall im falschen Film. “Vegane Naturkosmetik” – Als uneingeweihter Fleischfresser, dessen Antlitz nie die Vorzüge von Schminke erfahren hat, bin ich schockiert und neugierig. Muss Schweinchen Babe für Anti-Aging herhalten und wenn ja, wer schmiert sich das ins Gesicht? Ich entschliesse mir Hilfe zu holen. Durch den Faktenurwald hilft mir die gelernte Pharma-Assistentin, Naturkosmetikerin und Umweltberaterin, Monika Burkhard. In ihrer versteckten ‘Vegan Oase’ im Kreis 6 betreibt die überzeugte Veganerin Zürichs einziges Naturkosmetik-Studio ‘Veel Good’ – komplett vegan, ohne Tierversuche, fair und biologisch. Das sind einige Titel und Adjektive, die es zu klären gilt.
Tierversuche? – Passiert das immer noch? In der Schweiz?
Monika Burkhard: «Einige Fakten zum Thema Tierversuche:
In der Schweiz werden jährlich nach wie vor über 600’000 Tierversuche, hauptsächlich in der Medizin, an Hunden, Katzen, Meerschweinchen, Schweinen, Hasen etc. durchgeführt. Seit dem 11. März 2013 ist der Verkauf von im Tierversuch getesteter Kosmetik (inklusive der Inhaltsstoffe, wenn sie nur für Kosmetik entwickelt wurden) in der EU verboten.
Aber Vorsicht:
- Jeder Rohstoff wurde irgendwann mal an Tieren getestet.
- Es gibt viele Schlupflöcher. Wenn eine Firma auch andere Produkte wie z. B. Farbsprays, Schuhcreme etc. einsetzt, unterstehen diese dem Chemikalienschutzgesetz, und es werden wieder Tierversuche durchgeführt.
- Firmen, die Produkte nach China exportieren, sind nicht frei von Tierversuchen, denn in China sind Tierversuche nach wie vor Pflicht. In Europa aber können die Produkte trotzdem tierversuchsfrei angeboten werden.
Die Suche nach tierversuchsfreien Kosmetikartikeln kann sich aufwändig gestalten. Viele Firmen greifen mittlerweile das Thema "Tierversuche" auf ihren Webseiten auf. Aussagen wie:
- "Unsere Produkte werden nicht an Tieren getestet" sagt nichts darüber aus, ob nicht vielleicht Inhaltsstoffe in Tierversuchen getestet werden.
- "Unsere Firma testet nicht an Tieren" sagt nichts darüber aus, ob nicht vielleicht ein anderes Unternehmen mit Tierversuchen beauftragt wird.»
Wie gehst du damit um?
Monika Burkhard: «Bei Veel Good wird grossen Wert auf die Produktauswahl gelegt. Als gelernte Pharma-Assistentin besitze ich einen grossen Erfahrungsschatz im Bereich der Inhaltsstoffe. So arbeite ich ausschliesslich mit Partnern zusammen, die biologisch und fair produzieren. Als einziges Naturkosmetik-Studio in Zürich arbeitet Veel Good komplett vegan. Dieser nachhaltige Ansatz zieht sich durch das ganze Geschäft – von der Frotteewäsche bis hin zu Reinigungsmitteln.»

Hilfreiche Fakten
Wer sich jedoch lieber selber auf die Odyssee nach dem richtigen Kosmetikprodukt für sich begeben will, dem seien hier noch einige hilfreiche Fakten an die Hand gegeben:
Ein weiteres Gütesiegel, das man antrifft, aber bereits aus anderen Bereichen kennen dürfte, ist das Demeter-Label, das neben Gemüse und Obst auch auf Fleisch und Honig zu finden ist und sich seit 1924 für bio-dynamischen Anbau einsetzt. Seiner globalen Vorreiterrolle wird Demeter auch in der Naturkosmetik gerecht, wo sie bereits in den 1990-er Jahren Richtlinien und Standards für bio-dynamische Kosmetik einführten. Neben hochwertigen Rohstoffen und dem konsequenten Verzicht auf chemische Inhaltsstoffe garantiert Demeter Naturkosmetik ausserdem: "… keine Rohstoffe, die aus Tieren gewonnen wurden, keinen Einsatz von Gentechnik und Nanopartikeln, radioaktive Bestrahlung oder Begasung." – Ja, dann sind wir mal froh.
Cholesterol, auch Cholesterin genannt, ist ein Fett mit hautschützender Wirkung, das Bestandteil der natürlichen Hautbarriere ist und in Cremes und Shampoos verwendet und aus tierischen Fetten gewonnen wird. In der Kosmetik wird der Stoff vornehmlich als Wollwachs (Lanolin), dem Sekret aus den Talgdrüsen von Schafen, bei der Wollwäsche gewonnen. Wer sich Schafen nicht derart zugezogen fühlt, sei beruhigt: Pflanzlich kann Cholesterol sehr gut mit Avocadoöl ersetzt werden.
Die sogar für mich als Laien omnipräsente Hyaluronsäure wurde ursprünglich aus Hahnenkämmen gewonnen, mittlerweile kann der Stoff biotechnisch hergestellt werden und gilt als erstklassiger Feuchtigkeitsspender. Jedoch ist die Herkunft bei nicht genauer Bezeichnung unklar. Folglich sollten Veganerinnen und Veganer die Hahnenkammsäure eher meiden.
Das ebenfalls viel gelobte Kollagen stammt immer von toten Tieren ab, das Eiweissprotein ist feuchtigkeitsspendend und soll zur Minderung der Hautalterung dienen. Das in der Kosmetik verwendete Kollagen wird meist aus Schweinehaut extrahiert. Für vegane Kosmetik kann es zum Glück mit Phytokollagen aus Algen ersetzt werden.
Um die industrielle Haltung und Tötung von Tieren in keiner Weise zu unterstützen, verzichten viele Veganerinnen und Veganer komplett auf tierische Produkte. Wer an tierfreundliche Haltung glaubt und es nicht schert, wenn Schafe geschert werden, der darf sich nach freiem Vergnügen mit Schaftalg einreiben. Jedoch dem eigenen Körper und der Umwelt die weitere Aufnahme von Mineralölen und Mikroplastik zu ersparen, scheint mir sinnvoll.
Als Mann in der Kosmetikabteilung fühlt man sich wie die Gurke im Wurstregal. Veganerinnen und Veganern geht es bestimmt ähnlich. Nichtsdestotrotz habe ich zwei Produkte für mich entdeckt, und obwohl ich noch an meinem Landjäger festhalte, habe ich entschlossen, vorerst weder Schweinehautextrakt noch Schafsdrüsensekret auf meine Haut zu lassen – es sei denn, das Tier will gestreichelt werden.
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