Endometriose: Wachstum auf Abwegen

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Dass die Menstruation mit Schmerzen und Unwohlsein verbunden sein kann, ist bekannt. Bei vielen Endometriose-Patientinnen wird sie allerdings von derart massiven Unterleibsschmerzen begleitet, dass sie starke Schmerzmittel nehmen müssen und teils für Tage ausser Gefecht gesetzt sind.

Rund 190 Millionen Frauen weltweit und jede zehnte Frau im gebärfähigen Alter in der Schweiz: So viele leiden an Endometriose und damit unter enorm starken Menstruationsbeschwerden, Unterleibsschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, beim Wasserlösen oder Stuhlgang. Normalerweise baut sich während des weiblichen Zyklus die Gebärmutterschleimhaut in der Gebärmutter auf, um eine befruchtete Eizelle aufnehmen zu können. Kommt es zu keiner Befruchtung, wird sie im Rahmen der Menstruation abgestossen.

«Bei Endometriose wachsen der Gebärmutterschleimhaut ähnliche Zellen ausserhalb der Gebärmutter», erklärt Dr. Silke Schmitt Oggier, Chefärztin Telemedizin von santé24. «Das kann in der Bauchhöhle etwa an den Eierstöcken, Eileitern oder an anderen Organen wie Blase oder Darm sein.» Manchmal finden sich solche Zellen sogar in der Nase und können dort monatliches Nasenbluten und andere Beschwerden verursachen.

«Mit Endometriose können Erschöpfung, Fatigue und psychische Probleme wie Depressionen oder Angststörungen einhergehen.» Dr. Silke Schmitt Oggier

Psychische Belastung

Bis die chronische Krankheit diagnostiziert wird, vergehen im Schnitt ganze zehn Jahre. Eine lange Leidenszeit, in der häufig auch Psyche und Umfeld der Betroffenen mitleiden: «Mit Endometriose können Erschöpfung, Fatigue und psychische Probleme wie Depressionen oder Angststörungen einhergehen», so Schmitt Oggier. «Nicht selten haben die betroffenen Frauen mit ihren Schmerzen auch gegen Vorurteile zu kämpfen oder werden nicht ernst genommen.»

Partnerschaft, Finanzen und Beruf leiden mit

Neben den Schmerzen und dem Unwohlsein kann dies die Partnerschaft genauso strapazieren wie der häufig Endometriose-bedingt unerfüllte Kinderwunsch. Behandlungen wie künstliche Befruchtung können überdies die Finanzen belasten und die Situation zusätzlich verschärfen. Endometriose-Betroffene haben häufig auch geringere Entwicklungschancen im Beruf, da sie diese infolge von Fehlzeiten nicht gleich wahrnehmen können wie ihre Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen. Auch Aus- und Weiterbildungen können für Endometriose-Patientinnen schwieriger zu meistern sein.

Behandlung nach Symptomen

Da Endometriose eine chronische Krankheit ist, richtet sich die Behandlung nach den Symptomen. Eine Mischung aus Schmerzmitteln, Hormonen oder anderen Substanzen, die den Zyklus regulieren, kann bei Schmerzen gut helfen. «Die medikamentöse Therapie kann die Endometriose allerdings nicht heilen, sondern nur beruhigen», so Schmitt Oggier.

Eine möglichst sanfte operative Entfernung der störenden Endometrioseherde kann die Chancen auf eine Schwangerschaft bei den Betroffenen verbessern. Ein solcher Eingriff hilft, auf natürlichem Weg schwanger zu werden, erhöht aber auch die Erfolgsrate bei einer künstlichen Befruchtung.


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